Dr. med. Christoph Bauer
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
Hormon- und Stoffwechseltherapeut cmi®

Aktuelle Themen für Sie erklärt...

Dinner-Cancelling

„Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann“
Diese Weisheit kennen wir schon von unseren Großeltern. Was diese noch aus Erfahrung richtig einschätzten, ist heute wissenschaftlich untermauerter Baustein der Anti-Aging-Strategie. Prinzip dieses Konzepts, „Dinner-Cancelling“ genannt, ist es, auf das Abendessen ganz zu verzichten. Die letzte Mahlzeit gibt es also spätestens um 18 Uhr.
Hunger hält jung
Gerät durch die Kalorienreduktion der Körper in einen Hungerzustand, wird zum einen ein Mechanismus angeregt, der „Apoptose“ heißt. Dabei  gehen bösartig veränderte Zellen zugrunde. Solche Zellen trägt jeder Mensch in sich. Sie werden normalerweise vom körpereigenen Abwehrsystem vernichtet, solange es nicht zu viele sind. Bei Kalorienmangel findet quasi ein„Großputz“ im Körper statt, denn die veränderten Zellen werden als Erste „ausgehungert“. Zum anderen wird durch das abendliche Fasten die Funktionsfähigkeit der Proteine in den Organen, an den Muskeln und in den Hormonen verbessert.
Schließlich bildet der Körper im Hungerzustand verstärkt Melatonin und  Wachstumshormon. Beide Hormone haben eine Schlüsselrolle in der   Beeinflussung des Alterungsprozesses. Melatonin fördert den Schlaf und bindet wahrscheinlich freie Radikale. Damit wirkt es oxidativem Stress entgegen. Wachstumshormon stimuliert Zellreparaturprozesse und fördert die Fettverbrennung. Es wird normalerweise kurz nach Mitternacht in großer Menge im Körper freigesetzt. Ist der Körper durch ein reichhaltiges Abendessen belastet, wird nur wenig Hormon gebildet. Anti-Aging wird also auch dadurch erreicht, dass man den Körper „überlistet“, Substanzen, die dem Altern entgegenwirken, selbst vermehrt zu bilden.
Verzicht mit Erfolgsgarantie?
Aber wie so vieles hat auch das abendliche Fasten zwei Seiten: Den  positiven Effekten steht der Verzicht auf liebgewordene Gewohnheiten entgegen. Denn der Körper verlangt „sein Essen“. Man kann jedoch dem Hungergefühl mit warmen Kräutertees zuvorkommen, die dem Magen ein Sättigungsgefühl vortäuschen. Um nächtliche Hungerattacken zu vermeiden, ist ein Stückchen Schokolade oder ein Teelöffel Hönig vor dem Schlafengehen genehmigt.
Hauptproblem  beim Verzicht auf das Abendessen ist jedoch die innere Einstellung. Denn für viele Menschen ist gerade am Abend Geselligkeit, Gespräche mit Freunden oder der Familie und Entspannung mit einem genussvollen Essen verbunden. Deshalb ist ein durchgehender Verzicht auf das Abendessen nur schwer durchzuhalten und unrealistisch.
Pragmatischer Kompromiss: ein- oder zweimal in der Woche  „Dinner-Cancelling“ bringt bereits gute Effekte für Körper und Seele. Durch Dinner-Cancelling oder gelegentliche Fastentage kann man viel für die eigene Vitalität und Gesundheit tun. Und wird garantiert schon am nächsten Tag mit Wohlbefinden und Zufriedenheit belohnt.