Dr. med. Christoph Bauer
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
Hormon- und Stoffwechseltherapeut cmi®

Aktuelle Themen für Sie erklärt...

Hormone und Brustkrebs

Der  Östrogen-Gestagen-Ersatz zur Behandlung von  Wechseljahrsbeschwerden und  zur Verhütung der häufigsten und  bedrohlichsten Alterserkrankungen der  Frau ist eines der am besten und  am längsten untersuchten  Behandlungsverfahren, die es in der modernen  Medizin gibt. Es ist im  Vergleich mit anderen Behandlungsmethoden oder  anderen Möglichkeiten  der medikamentösen Vorbeugung von Krankheiten und   Leistungseinschränkungen bei sachgerechter Anwendung nebenwirkungs- und   risikoarm.
Die Frage Östrogene  und Brustkrebs wurde weltweit in mehr als 70  wissenschaftlichen  Arbeiten der letzten Jahrzehnte eingehend untersucht.  Dennoch ist zu  diesem Thema viel Widersprüchliches geschrieben worden.  Eine Abnahme,  ein fehlender Einfluss oder eine geringe Zunahme des  Risikos für  Brustkrebs unter Östrogenen wurde jeweils angenommen. Diese  Tatsache  fehlender Übereinstimmung der Statistiken zeigt, dass eine  wesentliche  Zunahme von Brustkrebs unter einer Östrogeneinnahme nicht  vorliegen  kann.
Über  einen Zeitraum von 5 Jahren hat  die Östrogen-Gestagen-Substitution mit  bioidentischen Substanzen, von  denen im Folgenden die Rede ist, nach  Übereinstimmung aller Untersucher  keinen Einfluss auf die  Brustkrebshäufigkeit.
Bei einer  Einnahme von Östrogenen-Gestagenen länger als 5 Jahre   („Langzeitsubstitution“) werden bedeutende Erkrankungen von Frauen in   und nach den Wechseljahren, wie Osteoporose,  Herz-Kreislauf-Erkrankungen  und die Alzheimer-Erkrankung in etwa der  Hälfte der Fälle verhütet und  dadurch eine vorzeitige Invalidität und  Pflegebedürftigkeit, sowie ein  vorzeitiger Tod verhindert. Durch die  Bewahrung der geistigen  Fähigkeiten, wie Konzentration,  Erinnerungsvermögen, Namensgedächtnis  und Wachheit unter einer Einnahme  von Östrogenen wird die Würde der  älteren Frauen bewahrt. Gleichzeitig  wird die Möglichkeit gesichert,  soziale Beziehungsmöglichkeiten zu  anderen Menschen aufrecht zu erhalten  und so Einsamkeit und  Altersdepression zu vermeiden.
Bei  einer Langzeiteinnahme von Östrogenen sprechen die  vorliegenden  weltweiten Untersuchungen über viele Jahrzehnte für  folgende Tatsachen:
 Unter langzeitiger Einnahme von Östrogenen und Gestagenen (=   Gelbkörperhormon) über 10 Jahre wurde je nach Behandlungsführung und   statistischer Aufbereitung teils eine geringe Zunahme, teils aber auch   eine Abnahme und teils eine fehlende Beeinflussung der Häufigkeit des   Auftretens von Brustkrebs gefunden.
Nimmt  man einmal eine geringe Zunahme des Brustkrebsrisikos  unter  langzeitiger Östrogeneinnahme für gegeben an, so würde das  Folgendes  bedeuten:
Nach Einnahme von Östrogenen-Gestagenen über mehr  als 10 Jahre  würden über die immer von selbst auftretenden 60 Fälle  (und mehr, je  nach Lebensalter) hinaus, zwei  weitere  Brustkrebs-Fälle pro 1.000 Frauen pro Jahr zur Nachweisbarkeit  durch  Mammographie oder Tastuntersuchung gelangen. Die Einnahme von  Östrogenen  über 15 Jahre würde insgesamt sechs Fälle mehr pro 1.000 Frauen pro Jahr (bei insgesamt 43.800 Brustkrebs-Fällen in Deutschland) bringen.
Eine  auf Kenntnis und Erfahrung gegründete und auf die Besonderheiten  der  betreffenden Frau eingehende Vorabfolgung der Hormone dürfte jedoch  in  der Lage sein, das Brustkrebsrisiko unter Östrogen-Gestagen auf die   Rate der ohnehin spontan auftretenden Brustkrebsfälle zu senken.
Die  Fragen um das Brustkrebsrisiko unter Östrogenen werden  aber durch  folgende Tatsachen zusätzlich zum Positiven hin beeinflusst:
 Östrogeneinnahme gewährleistet einen günstigeren Verlauf des Brustkrebs   (wenn er denn eintritt) und verhütet andere Krebserkrankungen des   Unterleibs und des Dickdarms, so dass die Gesamtzahl der Krebsfälle   unter eine langzeitigen Östrogenverabfolgung sogar niedriger zu liegen   scheint als bei vergleichbaren Frauen, die keine Östrogene erhalten   haben.
Tritt unter Einnahme von  Östrogenen-Gestagenen ein Brustkrebs auf, so  ist dieser im allgemeinen  durchweg „gutartiger“ als bei vergleichbaren  Fällen ohne  Östrogeneinnahme: Der Gewebebefund (Histologie) ist weniger  bösartig  (infolge meist niedrigerer Einstufung = Grading.) Der Knoten  ist meist  kleiner als bei nicht mit Östrogenen behandelten Frauen und  auf die  Brust beschränkt, greift also nicht auf die Achsellymphknoten  über und  setzt meist keine Fernabsiedlungen im Körper (Metastasen). Fast  immer  findet sich bei mit Östrogenen behandelten Frauen ein positiver   Östrogen-Gestagen Rezeptorbefund im Tumorgewebe als Zeichen einer   günstigeren Behandlungs- und Heilungschance als bei nicht mit  Östrogenen  behandelten vergleichbaren Fällen.
Dementsprechend  ist die Heilungsrate des Brustkrebses unter einer  Östrogeneinnahme  statistisch etwa 30 % besser als bei vergleichbaren  Kontrollfällen.  Ebenso ist auch die Sterblichkeit an Brustkrebs bei mit  Östrogenen  substituierten Frauen statistisch etwa 30 % niedriger. Die  Lebensdauer  bei unter Östrogenen auftretendem Brustkrebs ist länger als  bei  nichtbehandelten Frauen.
Da  die langzeitige Östrogensubstitution das Risiko für Dickdarmkrebs   (dritthäufigste Krebserkrankung bei Frauen) sowie auch für das   Gebärmutter- und wahrscheinlich für das Eierstockkarzinom deutlich   senkt, ist die Gesamtzahl der Krebserkrankungen bei Frauen unter   langzeitiger Östrogen-Gestagen-Substitution insgesamt sogar vermindert.
Da  die durch Östrogeneinnahme verhütbaren Erkrankungen wie  Herzinfarkt,  Schlaganfall, Osteoporose und Alzheimer-Erkrankung zusammen  das  15-fache der Krebstodesfälle ausmachen und eine  Langzeitsubstitution  mit Östrogenen die Häufigkeit des Auftretens dieser  Leiden etwa um die  Hälfte vermindert, so sinkt die verhütbare, unnötige  vorzeitige  Sterberate in und nach den Wechseljahren zum Vorteil der  Einnehmerinnen  erheblich ab.
Sie selbst können zur Vorbeugung von Brustkrebs beitragen:
– Vermeidung der Belastung durch Umweltgifte und Schäden über Verhalten und Nahrungswahl
– Kalorieneinschränkung. Bei Übergewicht Gewichtsabnahme
– Radikalenfänger: Nahrungswahl, z.B. Tomaten, Broccoli, Beerenfrüchte, Zwiebeln u.a.
– Sojareiche Ernährung
– Pflanzenöle bevorzugen
– Zufuhr von Provitamin A, Vitamin C, E, Selen, Folsäure
– Weniger tierische Fette. Bevorzugung von weißem Fleisch und Fisch
– Ballastreiche Ernährung
– Vermeidung von Rauchen und Alkoholkonsum in Maßen
– Empfehlung altersentsprechender regelmäßiger sportlicher Aktivität
Wichtig: Die regelmäßige Selbstuntersuchung der Brust.